Vereinsgründung
Während unseres Sommerurlaubs 2009, in Österreich lernten wir eine Schweizer Familie mit zwei Töchtern und einem Sohn kennen. Ihre Tochter Valea war schwer pflegebedürftig und lebenslimitiert erkrankt. Über die Kinder kamen wir rasch in Kontakt. Die “Chemie“ stimmte beiderseits zwischen allen Familienmitgliedern und so verbrachten wir viel gemeinsame Zeit in diesem Urlaub. Wir unternahmen gemeinsame Ausflüge, Wanderungen, Radtouren und eine Bootsfahrt. Ich war beeindruckt mit wieviel Geduld, Wärme, Nachsicht, Freundlichkeit und Fröhlichkeit diese Familie ihren Tag gestaltete. Jedes einzelne Kind hatte seinen Platz und wurde mit seinen Bedürfnissen und Wünschen berücksichtigt. Es schien fast selbstverständlich, trotz Valeas schwerer Erkrankung, jedes Familienmitglied nach seinen Möglichkeiten in das Geschehen mit einzubeziehen.
Durch Familie J. erlebte ich, dass auch bei Familien mit pflege- und betreuungsintensiven Kindern alltägliche Wünsche vorhanden sind und diese bedient werden wollen und sollen. Und dass es wichtig und richtig ist Wünsche zu haben und diese zu erfüllen. Nicht alles sollte sich um Valeas Erkrankung drehen, sondern um die fürsorgliche, liebevolle und konsequente Begleitung aller drei Kinder. Gemeinsame schöne Erlebnisse sollten ebenfalls ihren Platz im Alltag der Familie finden, wie auch die alltäglichen Herausforderungen.
Irgendwie glaubte ich zuvor, mit einem pflegeintensiven Familienmitglied würde die Betreuung dessen im Fokus stehen und keinen Raum für einen “normalen“ Alltag zulassen. Aber Familie J. zeigte mir, dass dem nicht immer so sein muss.
Ihr Fokus auf die “FreuMomente“ war es letztendlich, der mich nicht mehr losließ und ich mich gefragt habe, was es wohl braucht, um diese Einstellung zu haben und zu leben.
In den folgenden Jahren lud uns die Schweizer Familie einige Male zu sich nach Hause ein. Während dieser Besuche lernten mein Mann und ich den Alltag unserer Bekannten näher kennen und erlebten aus erster Hand was konkret die Situation für alle Familienmitglieder bedeutet. In ausführlichen und sehr persönlichen Gesprächen erfuhren wir immer mehr über ihren Alltag. An dieser Stelle danke ich unseren “Freunden“ für ihr Vertrauen. Viele “Zahnräder“ müssen ineinander greifen, damit die Rahmenbedingungen geschaffen sind, um den Alltag so positiv zu gestalten. Nicht nur die Persönlichkeit bzw. Stärke der Familienmitglieder spielen eine wesentliche Rolle, sondern ein gut funktionierendes soziales Netzwerk, unterstützende Partner bzw. Beziehungen, Pflegedienste, die medizinische Versorgung, wirtschaftliche Faktoren und ein verständnisvolles Umfeld sind von großer Bedeutung.
Diese Rahmenbedingungen sind jedoch nicht allen erkrankten Kindern und deren Familien gegeben und der Ausgleich fehlender “Zahnräder“ fordert den Familien zusätzliche Energie ab. Gerade Familien mit schwer- und lebensverkürzt erkrankten Kindern benötigen ihre Kraft für die alltäglichen Herausforderungen, oder aus Rücksicht auf ihre Familien bleiben besondere Wünsche der Kinder unausgesprochen, oder es fehlt an finanziellen Mitteln. Aber es gibt diese Wünsche und gerade bei lebensverkürzenden Erkrankungen ist die Zeit ein wesentlicher Faktor.
Deshalb entschied ich mich genau diese Familien, bei der Schaffung kleiner “FreuMomente“ und der Erfüllung bestimmter Wünsche ihrer erkrankten Kinder, zu unterstützen. Ich beschloss einen Verein zu gründen, der schwer- bzw. sterbenskranken Kindern und Jugendlichen Wünsche erfüllt.
Um allen Hürden der Vereinsgründung gewappnet zu sein, absolvierte ich im August 2015 ein Fernstudium des Sozialmanagements und machte mich anschließend an die Planung und Vorbereitung der Vereinsgründung. Im privaten Verwandten- und Freundeskreis fanden sich kompetente Gleichgesinnte die die Vereinsidee mit tragen, so dass im April 2016 Andrea Barthel, Dominic Dinter, Kathrin Dinter, Alexander Nette, Kimberley Nette, Petra Nette, Yury Piatrou und Bianca Wrobel den Verein “Wunschliste“ gründeten. Seit dem 01.07.2016 sind wir im Vereinsregister des Amtsgerichts Braunschweig eingetragen. Wir Gründungsmitglieder kommen hauptberuflich aus den Bereichen Grafikdesign, Handel, Medizin, Pädagogik und Verwaltung und sind somit eine gute Mischung, um das Vereinsgeschehen im Sinne unseres Leitbildes zu führen.